Brunnen in der Moldova

Rumänien 2008


Teil 5: Die Moldova

 

Voronet

So kommen wir bis Tecuci. Straßenlaternen gibt es hier kaum, alles ist finster ringsum. Wir kurven ziellos durch die Stadt bis wir zu einem großen, freien Platz kommen, auf dem wir das Wohnmobil neben der Straße parken. Es ist alles ruhig und finster. Weiter hinten kommt anscheinend jemand mit dem Auto nach Hause, dann kehrt wieder Ruhe ein.

Tecuci
Nach der sehr ruhigen Nacht schaue ich mir am Morgen erst mal die Umgebung an. Um den Platz herum stehen kleine, eingeschossige Häuser. Auch hier sind sie von hohen massiven Holzzäunen umgeben, so dass meist nur das Dach hervorschaut. Es ist Sonntag und die Leute hier haben sich fein herausgeputzt, um zur Kirche zu gehen. Einige interessieren sich überhaupt nicht für uns, andere schauen recht neugierig zu uns herüber, gehen schnell vorbei und grüßen zurück. Ein älterer Herr kommt zu unserem Wohnmobil, spricht uns an – leider verstehen wir nichts. Die zwei Frauen, die ihn begleiten, machen sich anscheinend lustig über ihn, vielleicht, weil er so neugierig ist. Schließlich überreden sie ihn, wieder zu gehen. Wir räumen zwischenzeitlich das Wohnmobil auf. Da kommt der freundliche alte Herr wieder zurück, bringt uns eine Melone und Weintrauben, offensichtlich für die Kinder. Er versucht uns wieder etwas zu erklären. Plötzlich nimmt er mich am Arm und deutet mir an, dass ich mit ihm kommen soll. Warum nicht? Vielleicht will er mich zum Frühschoppen einladen. Nach etwa 100 Meter führt er mich in einen Garten. Ich staune. Das Haus ist anscheinend frisch renoviert, mit rotbrauner Farbe gestrichen, die Fenster von Lisenen umrandet. Davor ein gepflegter Garten mit reichlich Obst und Gemüse. Eindeutig dominieren hier die Weintrauben. Er bietet mir welche zum Probieren an und weist seine Frau an, eine Schüssel vol zu pflücken. Die Trauben schmecken genauso wie die, die bei uns am Haus wachsen und die inzwischen auch reif sein müssten. Vermutlich die gleiche Sorte mit dem unverkennbar herben Geschmack. Nachdem ich mit allen möglichen Gesten versucht habe, zu verdeutlichen, wie sehr ich beeindruckt bin und wie gut mir sein Garten gefällt, verabschiede ich mich wieder. Die Kinder bringen nachher noch die Schüssel zurück und wir machen uns wieder auf die Reise.

Auf der Suche nach der Hauptstraße kurven wir durch den Ort und kommen an einer orthodoxen Kirche vorbei, in der gerade der Gottesdienst gefeiert wird. Das interessiert uns und wir halten am Seitenstreifen an. Die Besucher, darunter auch viele Jugendliche, sind sehr festlich gekleidet, zum Teil in ihrer bunten Tracht.

Weiter geht die Fahrt Richtung Norden. Unser nächstes Ziel ist das Weingut Cotnari, das wohl bekannteste in Rumänien.

Auf der gut ausgebauten E85 kommen wir zügig voran. Bei Targu Frumos biegen wir ab Richtung Norden. Von Ferne sehen wir das Weingut auf dem Hügel.

Inmitten der Weinberge gelegen, erinnert es entfernt an die Toskana. Wir parken das Wohnmobil seitlich davor und sehen uns um, ob es vielleicht eine Möglichkeit für eine Besichtigung oder Weinprobe gibt. Aber heute ist Sonntag, niemand ist zu sehen und alles verschlossen. Wir starten zu einem Spaziergang zwischen den Weinbergen und kommen so zum Dorfcafe, einem Treffpunkt der Jugend. Hier genehmigen wir uns erst mal Kaffee und Limo für die Kinder.

Auf dem Rückweg erkunden wir das  Dorf am Fuß der Weinberge. Die Dorfstraße ungeteert, kleine Bauernhöfe hinter 2-Meter hohen Holzzäunen. Zwischen den Höfen und der Straße ein Grünstreifen mit dem Wassergraben. Gänse auf der Straße. Am oberen Ende des Dorfes die katholische Kirche, modern, lichtdurchflutet. Die hohen teilweise kunstvoll gestalteten Zäune sollen die Bären draußen halten, nicht die Menschen. 

Cotnari
Dorfidylle bei Cotnari

Schließlich kehren wir zum Wohnmobil zurück und setzen unsere Fahrt fort. In  Suceava suchen wir vergeblich nach einem Campingplatz, und wieder kommen wir mit der Stellplatzsuche in die Nacht hinein. In Humorolui wollen wir auf dem Parkplatz beim Kloster übernachten, aber der liegt mitten im Ort und direkt neben der Straße, so dass wir weiter fahren. Die Straße wird plötzlich zur Baustelle, aus der wir nur im Rückwärtsgang wieder heraus kommen. Etwas ratlos fahren wir wieder Richtung Hauptstraße, von der wir abgebogen sind. Am Anfang des Ortes sehen wir rechts eine freie Fläche, auf der Kieshaufen aufgeschüttet sind. Wir halten zwischen den Kieshaufen und dem Flussbett der Moldova und verbringen dort eine ruhige Nacht. Am Morgen holt Sonja frisches Brot von der Bäckerei im Ort und während wir frühstücken, sehen wir den Bauern auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu, wie sie ihr Pferdefuhrwerk anspannen. Zwischendurch kommen ein Lader und ein LKW zu unserem Platz, laden Kies auf und verschwinden wieder.

Übernachtungsplatz an der Moldova

Da wir schon hier sind, fahren wir wieder vor zum Parkplatz und besichtigen das Kloster Humorolui, eines der bekannten Moldauklöster, die von Stefan, dem Großen erbaut wurden.

 

Außen die nicht mehr so gut erhaltenen Wandmalereien, innen viele goldfarbenen Verzierungen. Der Innenraum ist relativ klein, da ein großer Teil davon dem Priester vorbehalten ist und nicht besichtigt werden kann. Deswegen die Malereien an den Außenwänden. Nur die Privilegierten durften den Gottesdienst innen besuchen. Der Großteil der Besucher musste außen stehen. Die Gemälde an der Außenwand stellen eine Art Bibel in Bildern dar. Das weit überstehende Dach soll sie vor dem Regen schützen.

Humorolui

Humorolui

Voronet

 

Nächster Halt ist die wohl bekannteste der Moldaukirchen, Voronet, auch als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bezeichnet.

Gebaut wurde sie 1488, die Fresken stammen aus dem Jahr 1547. Beeindruckend die Wandmalereien, die Farben, die teils drastische Darstellung der biblischen Szenen. Auf der Westseite wird in beeindruckenden Bildern das Jüngste Gericht dargestellt, an der Südseite der Stammbaum Jesu. Bei den Farben dominiert ein intensiver Blauton, das so genannte Voronet-Blau.

An der Nordseite wird die Fassade mit den Wandmalereien gerade renoviert.

 

Sucevita

Nach einem kleinen Imbiss in einem Restaurant fahren wir auf kurvenreicher, aber gut ausgebauter Straße zunächst weiter zum Kloster Sucevita, das eher wie eine Festung angelegt ist. Das Kloster wird umgeben von einer bis zu sechs Meter hohen und bis zu drei Meter starken Mauern mit Ecktürmen und Torturm. Das Kloster wird von Nonnen bewohnt, die die Anlagen und den Garten pflegen.

Zurück auf dem Parkplatz, finden wir einen Hinweis auf die Hotelanlage Popas (www.popas.ro), wo auch Camping angeboten wird und wir unser Glück versuchen wollen. Am Ende des Ortes finden wir die unscheinbare Zufahrt zu dem beachtlichen Komplex. Alles neu gebaut. Sehr geschmackvoll. Nachdem wir die Übernachtung geklärt haben, kehren wir ein zum Abendessen. Ein schön eingerichtetes Restaurant, angenehme Atmosphäre, die Bedienung freundlich und professionell. Das erinnert stark an die Schweiz oder Frankreich. Das Essen schmeckt hervorragend, und ich muss sagen, das hat Stil.

 

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© W. Fritz, 2010